Montag, 1. August 2011

Die dicke alte Karpfenlady

Die Lebensmittelvergiftung war nach 10 Tagen endlich überstanden und mein Magen-Darm-Trakt erfreute sich wieder an fester Nahrung. Zum Glück hat sich mein Körper schnell genug regeneriert, denn das Wochenende stand vor der Tür und ich erwartete steirischen Besuch.  Jürgen von den Carptigers hat sich für das bevorstehende Wochenende angekündigt, um mit mir gemeinsam den Dicken vom See auf die Schuppen zu rücken. Am Freitag pünktlich um 09:00 fuhr sein vollgepackter Passat vor, prima nun konnte es losgehen. Ich empfing ihn bei strömenden Regen und herbstlichen Temperaturen, doch wir waren beide guter Dinge und machten uns trotz Regenguss auf den Weg.

Bei Ankunft am See regnete es noch immer wie aus Kübeln, also warteten wir erstmal ab und unterhielten uns solange über die bisherige Saison unter dem Vordach der Badehütte. Nach ca. 1,5h ließ der Regen deutlich nach und wir richteten unser Camp für die nächsten 3 Tage ein. Die Futterstrategie sah keine Unmenge an Futter vor, sondern nur ca. zwei Hände Boilies pro Spot. Lediglich an einem deutlich von den anderen entfernten Spot fütterten wir ca. 3 kg Tigernüsse. Der Tag verging wie im Flug und es wurde langsam Abend. Die Montagen lagen an ihrem Platz und wir gönnten uns ein Abendessen. Bei Jürgen gab es eine ordentliche Jause mit Kareespeck, Hartwurst und frischem Schwarzbrot, dazu ein kühles Bier. Mein Abendessen war ähnlich lecker, Haferschleim und Müsli mit Probiotischem Joghurt stand auf dem Speiseplan. Schonkost, bäääähhhh wie ätzend!!! Aber ab morgen sollte Schluss damit sein, denn wir befanden uns mitten in der Grillsaison, da kann man einen angeschlagenen Magen ganz und gar nicht gebrauchen.

Langsam brach die Nacht herein und eigentlich erwartete ich schon bald den ersten Run, doch weder Delkim noch Fox gaben einen Ton von sich, nur Jürgen schnarchte gemütlich vor sich hin. Schlussendlich schlief ich auch ein und träumte von den ganz Großen. Am nächsten Morgen war alles unverändert, aber zumindest hatten wir gut geschlafen.

Nach der ersten Nacht ohne Fisch an dem Gewässer entscheiden wir uns am Vormittag kurzfristig für eine Runde Stalking mit dem Boot. Wir versuchten unser Glück vor einem dichten Seerosenfeld und setzten auf Tigernüsse kombiniert mit einem kleinen weißen Pop Up. An diesem Gewässer habe ich zuvor noch nie mit Tigernüssen geangelt, also war ich umso gespannter auf die Reaktion der Fische. Werden sie die Tigernüsse annehmen? Werden die Brachsen die süße Erdmandel verschmähen? Wir näherten uns langsam dem Seerosenfeld und fütterten 4 – 5 Fäuste Tigernüsse vor die Seerosen. Dann entfernten wir uns, um aus einiger Distanz den Futterplatz zu beobachten. Es dauert keine 2 Minuten und die ersten Karpfen waren am fressen, darunter ein richtig mächtiger Schuppenkarpfen. Unglaublich wie schnell die Fische auf die Tigernüsse angesprungen waren. Wir waren wie erstarrt und beobachteten die Fressorgie. Nach wenigen Minuten war der Spot geputzt und die Karpfen verzogen sich wieder ins dichte Seerosenfeld. Wir näherten uns erneut und fütterten wieder einige Fäuste vor die Seerosen, diesmal legten wir unsere Montagen auch auf dem Futterspot ab. In einiger Entfernung, gerade noch in Sichtweite, setzten wir den Anker und verhielten uns mucks-mäuschen still. Wir waren nicht darauf gefasst, als sich nach nicht einmal einer Minute die Schnur straffte, ich hatte noch nicht mal die Bremse eingestellt. Ich konnte die Rute gerade noch rechtzeitig schnappen, bevor sie über Bord ging. Der Fisch legte eine unhaltbare Flucht hin und verabschiedete sich nach wenigen Augenblicken. Was war passiert? Schnurbruch!!! Ich könnte mich heute noch Ohrfeigen, wenn ich an diesen dummen Fehler denke. An der Rute war eine geflochtene Schlagschnur von der letzten Session montiert. Für diese Situation völlig ungeeignet, da absolut kein Dehnungspuffer vorhanden ist. Der Fisch zeigte mir zum Abschied seinen breiten Rücken und verschwand im Seerosendschungel. Zumindest habe ich bei dieser Sch*** Aktion zwei Lektionen erteilt bekommen: 

1. Vorher Bremse einstellen, bei dieser Fischerei kann alles ganz schnell gehen.
2. Geflochtene Schlagschnur ist hier völlig fehl am Platz.

Eigentlich dachten wir, dass nach diesem Wirbel erst mal Ruhe einkehren würde, trotzdem montierte ich die von mir sonst verwendete 0,54mm Penn IGFA Mono als Schlagschnur. Rig drauf, Tigernüsse angeködert, weißen Popi drauf und neu ausgeworfen. Punktgenau landete die Montage auf dem Futterspot, an dem jedoch nach der rasanten Flucht keine Fische mehr waren. Nach wenigen Minuten trauten sich die Karpfen wieder aus dem Seerosenfeld, waren aber deutlich vorsichtiger. Leider waren die Fische nun zu misstrauisch um weiter dem Fressrausch zu verfallen, nach einiger Zeit machten sie sich aus dem Staub. Inzwischen knurrte uns auch schon der Magen und wir wollten unsere Montagen aus dem Wasser nehmen, als ein schöner Spiegler wie aus dem nichts am Rande des Seerosenfeldes auftauchte. Ich hatte die Rute zum Einkurbeln bereits in der Hand, entschied mich aber dazu noch kurz zu warten. Und die Entscheidung war goldrichtig, der Fisch kreiste zweimal über dem Spot, wirbelte den Untergrund auf und schon hing er. Kompromisslos dirigierte ich den Spiegler vom Seerosenfeld weg und führte ihn ins Freiwasser. Dort konnte ich ihn mühelos ausdrillen und schließlich sicher landen. Ein toller langer Spiegelkarpfen von ca. 6-7kg und einem wunderschönen Schuppenbild. Eine kurze Fotosession im Wasser, belichtet durch die Mittagssonne und der Gute konnte wieder von dannen ziehen.


 
Nach einer kleinen Mahlzeit machte ich mich auf zum Supermarkt um Holzkohle und Grillgut zu besorgen, denn für heute Abend kündigte sich Besuch an. Mein Schatz Bianca, Oana mit Berni und Markus kamen vorbei. Nicht nur bei uns, auch am gegenüberliegenden Strand kündigte sich Besuch an, es wurde kräftig für eine Beachparty aufgebaut. Also stellten wir uns auf dröhnende Housebeats und weniger auf den lieblichen Dauerton unserer Bissanzeiger ein. Bei Gerilltem und anschließendem Lagerfeuer machten wir uns einen gemütlichen Abend, der lediglich durch die 40.000 Watt Anlage der Partymeute gestört wurde. Aber was solls, Karpfenfischen einmal anders! 


Markus, einer meiner langjährigen Freunde und Angelkollege, setzte sich nach dem Grillen mit der Feederrute auf den Steg und bot eine Mais-Tauwurm Kombination nur 5 Meter vom Ufer entfern an. Und er musste feststellen, dass das Gute oft so nah ist. Es dauerte nicht lange und eine partyresistente TINCA konnte dem Köder nicht wiederstehen.

 
Zum Glück verstummten die Chart Hits kurz nach Mitternacht und wir schöpften neue Hoffnung, dass in den frühen Morgenstunden vielleicht doch noch ein Karpfen seine Runden zieht. Wäre auch gelacht, wenn das der zweite Blank der Saison in Folge werden sollte.

Und er blieb uns zum Glück erspart, im Morgengrauen wurde ich vom Dauerton meines Bissanzeigers geweckt. Was gibt es Schöneres, raus aus dem Schlafsack, rein in die Crocs und einen explosionsartigen Sprint bei niedrigem Blutdruck zur Rute. Der Anhieb saß und der Fisch machte gleich mal ordentlich Druck. Ich hinderte ihn nicht an seiner Flucht, da er geradeaus ins Freiwasser flüchtete. Ich fühlte keine ruckartigen Stöße in der Rute, nur konstanten Druck, was auf einen „besseren“ Fisch hoffen ließ. Da ich nichts riskieren wollte, sprang ich ins Boot und versuchte so schnell wie möglich über den Fisch zu kommen, das gelang mir auch recht schnell. Doch dieses Kraftpaket schien nahezu am Seegrund zu kleben, wo er wie auf Schienen dahinzog. Es dauerte gut 5 Minuten bis ich den Fisch das erste Mal zu Gesicht bekam und was ich da sah zauberte mir ein fettes Grinsen ins Gesicht. Eine richtige Kugel von Spiegelkarpfen durchbrach die Wasseroberfläche, nun nur nicht die Nerven verlieren. Bremse auf Nummer sicher einige Knackser weiter auf und vorsichtig ausdrillen. Schlussendlich glitt der Fisch in den Kescher und mir wurde klar, dass dieser Fisch bis dato der schwerste und markanteste der Saison war. Aber seht selbst, Bilder sagen mehr als tausend Worte.




Jürgen wollte natürlich auch nicht ohne Fisch von diesem Gewässer heimkehren und so versuchte er sein Glück am Vormittag erneut beim Seerosenfeld, wo er auch zwei kleinere Fische landen konnte. So hatte jeder sein Erfolgserlebnis und wir konnten zufrieden die Session ausklingen lassen. Gemütlich packten wir  zusammen und verabschiedeten uns von diesem tollen Gewässer. Eines ist sicher, diese Zusammenkunft am Wasser muss wiederholt werden und darauf freue ich mich jetzt schon.

1 Kommentar:

  1. Auf welchen Wurm der Karpfen wohl (Bild 1&2) angebissen hat? *chchch*
    dein Freund markus

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